19.3.2018 Pressemitteilung aus Anlass der Zerstörung Hanaus vor 73 Jahren
Pressemitteilung zur Diskussion um die Schlossplatzbebauung.
Anlass ist die Zerstörung Hanaus vor 73 Jahren am 19.März 1945
Der Verein Stadtbild Deutschland e.V. engagiert sich bundesweit für Denkmalschutz und bei Neubau-projekten für harmonische Architektur, die sich ins Stadtbild einfügt und regionaltypisch verwurzelt ist.
Seit diesem Jahr besteht ein Ortsverband in Hanau, der sich am Schlossplatz und den angrenzenden Straßenzügen für bessere Architektur einsetzt. An diesem historisch zentralen Ort soll bei neu geplanten Bauprojekten mehr Wert auf Bautradition und Baukultur gelegt werden. Die regionaltypische Architektur soll wieder in den Vordergrund treten.
Der Hanauer Reinhard Hühn ist der Sprecher des Ortsverbandes und bringt es auf den Punkt: Ein Stück altes Hanau soll dort neu entstehen. Hanau wurde am 19. März 1945 durch einen Bombenangriff zerstört, wie viele andere deutsche Städte auch. Das historisch gewachsene Stadtbild wurde dabei nahezu komplett ausgelöscht. Anders als in manchen anderen Städten erfolgte der Wiederaufbau Hanaus aber nach streng modernistischen Prinzipien. Das bedeutet, dass auf regionale oder historische Architekturelemente über-haupt kein Wert gelegt wurde. Vielmehr suchte man den radikalen Bruch mit der Tradition. Deshalb sieht Hanaus Altstadt an vielen Stellen leider sehr kalt und austauschbar aus. Es herrscht eine beliebige Aller-weltsarchitektur vor, die man in vielen westdeutschen Städten findet.
Der Verein Stadtbild Deutschland verweist auch auf Gegenbeispiele wie den Prinzipalmarkt im west-fälischen Münster. Dieser wurde bald nach dem Krieg wiederaufgebaut. Dabei wurde aber auf die Ver-wendung regional gewachsener Architektur geachtet. In Münster waren das vor allem individuelle Giebel-häuser. Das Ergebnis kann sich noch immer sehen lassen, der Markt von Münster ist wunderschön.
Warum sollte man diesen Fehler, den Hanau nach dem Krieg machte, nicht auch heute noch korrigieren können? Andere Städte machen das auch: Dresden baut seinen Neumarkt historisch wieder auf und die Frankfurter sind aktuell dabei, ihr DomRömer-Viertel mit dem Krönungsweg wieder zu errichten.
Doch auch kleinere Städte können das: Im relativ beschaulichen Hildesheim, dessen Altstadt genau drei Tage nach Hanau, am 22. März 1945, zerstört wurde, machten sich die Bürger bereits 1988 daran, ihren Marktplatz zu rekonstruieren. Längst ist er wieder das touristische Aushängeschild der Stadt geworden.
In all diesen Fällen hat man nicht immer bloß die Vergangenheit "kopiert", wie Kritiker meinten, sondern man hat historisch-regionale Architekturelemente mit heutigen Nutzungsansprüchen kombiniert.
Was die Frankfurter, Dresdner, Hildesheimer können, das müssen auch die Hanauer können, unterstreicht Reinhard Hühn. Es geht dem Verein dabei nicht um die Rückkehr in die Vergangenheit, sondern ganz einfach um mehr Baukultur, um anspruchsvollere, individuellere Architektur. Und was sollte daran falsch sein, das aus der Vergangenheit zu übernehmen, was gut, was schön war? Auch wenn solches Bauen seit 73 Jahren aus Hanau verschwunden ist, kann man daran wieder anknüpfen. Irgendwo kann man immer beginnen und am Schlossplatz ist nun die richtige Gelegenheit.
Ganz gleich ob die Stadt, die Baugesellschaft Hanau oder private Investoren in traditioneller Weise bauen, alles muss bezahlbar sein. Gegner argumentieren oft, dass anspruchsvoller gestaltete Häuser heute nicht finanzierbar wären. Der Verein Stadtbild Deutschland sammelt hierzu Erfahrungswerte. In Hamburg hat beispielsweise ein Investor ein neues Wohnhaus im Stil der Gründerzeit in Anpassung an das Umfeld mit hübscher Fassade neu gebaut. Der finanzielle Mehraufwand lag bei weniger als 1 % der gesamten Baukosten.
Beim Frankfurter DomRömer-Projekt haben Kritiker auch gespottet, es würde sich kein Investor finden,
der direkt in Frankfurts City so kleine Altstadthäuser errichten wollen würde. Am Ende mussten die
Grundstückskäufer per Losverfahren ermittelt werden, weil der Andrang so groß war.
Am Geld liegt es also nicht, wenn man eine harmonischere Architektur wählt. Reinhard Hühn verweist zudem auf die Fördermittel des Städtebauförderungsprogramms „Aktive Kernbereiche in Hessen“. Aus diesem Fördertopf hat die Stadt Ende letzen Jahres rund 600.000 Euro zugesprochen bekommen, die
mit einem weiteren Eigenanteil von rund 300.000 Euro in der Altstadt eingesetzt werden sollen.
Der Verein hat für den Hanauer Schlossplatz bereits Gespräche mit Bauingenieuren geführt und eine Machbarkeitsstudie angefertigt, die der Stadt übergeben wurde. Aber ganz gleich, welcher Bauherr am Schlossplatz investieren will: Um ein Stück regionaltypisch-historisches Hanau wieder erlebbar zu
machen, muss die Stadt einem Bebauungsplan zustimmen, der solche Architektur verbindlich vorschreibt.
Wie der Schlossplatz einmal aussehen kann, hat der Verein Stadtbild Deutschland auf seiner Hanauer Homepage zusammengestellt.